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3+1 Tipps für bessere Kinder-Fotos

SO gelingen authentische Kinder-Fotos

Du hast Deine Kamera bereit gemacht, die Akkus geladen und alles eingestellt. Die Kleinen sind ordentlich angezogen und bereits am spielen? Jetzt kommt es auf Dich an. Diese Tipps helfen Dir zu besseren Kinder-Fotos.

Tipp 1: Zeit nehmen

Junge im hohen Gras
Genug Zeit einplanen für Kinder-Fotos

Damit Dir authentische Kinder-Fotos gelingen, musst Du Dich am Rand des Geschehens bewegen und langsam näher rücken. Am besten natürlich unauffällig. Wenn Du selbst ein Elternteil bist, dann ist das meist gar nicht so einfach, da Dich Dein Nachwuchs wahrscheinlich ins Spiel einbeziehen möchte. Oder die Kids sind neugierig oder sogar etwas genervt, weil Du mit der Kamera auftauchst und Fotos schießen möchtest.

 

Das macht nix: bleib cool und nimm Dir Zeit. Schieße zuerst irgendwelche Fotos (nur nicht von den Kindern). Wenn Dich jemand ins Spiel einbeziehen will, zeige, dass Du jetzt keine Zeit hast sondern mit Deinem eigenen Spielzeug - der Kamera - beschäftigt bist. In der Regel verlieren die Kids nach kurzer Zeit das Interesse und tauchen wieder in ihre eigene Welt ein.

 

Jetzt kann es losgehen. Schieße zuerst vom Rande des Geschehens aus Fotos. Komm dann langsam näher. Zeige Dich aber immer etwas ignorierend, denn sonst ziehst Du die Aufmerksamkeit wieder auf Dich.

 

Genug Zeit und Geduld sind die wichtigsten Faktoren.

Tipp 2: Nichts erzwingen

Klappt es nicht auf Anhieb wie gewollt weil die Kinder plötzlich das Geschehen verlassen oder ständig Kontakt mit Dir suchen? Bleib gelassen: Du kannst nichts erzwingen. Dafür kannst Du Situationen geschickt beeinflussen. Bring beispielsweise etwas Neues ins Spiel: ein Buch,  Spielzeug, weise auf Tannenzapfen, Beeren, Pilze etc. hin. Oder frage nach, wo wohl diese Spuren im hohen Gras hinführen, wie ich es für das Foto unten gemacht habe. In der Regel sind die Kinder sofort wieder beim Erkunden. Deine Chance für tolle Fotos.

Kinder-Foto: Spuren im Gras
Kinder neugierig machen: "Wo führen denn die Spuren im Gras hin?"

Tipp 3: Vertrauen schaffen (bei fremden Kindern)

Ein Trick, den ich nutze, wenn ich in Familien- oder Kinder-Shootings gehe: ich begrüße alle unaufdringlich mit einem "Hallo". Dann rede ich im ersten Schritt mit den Eltern. Ich erkläre mein Vorgehen, schildere, dass ich selbst Papi von zwei einmaligen Töchtern bin und schaffe so Vertrauen. Die Kids beobachten das - und wenn die Eltern mir vertrauen und auch mit mir lachen, dann ist auch für sie alles in Ordnung. Ein Small-Talk zu Beginn kann also Wunder wirken.

 

Jetzt gilt es noch das Vertrauen der Kids direkt zu erlangen, denn die möchtest Du ja fotografieren. Einer meiner Tricks: nach den ersten Fotos lasse ich die Kids einen Blick auf ein Foto direkt auf der Kamera werfen. Oder ich frage, ob sie selbst ein Foto schießen möchten. Das machen wir dann gemeinsam und werfen auch einen Blick auf das Meisterwerk. Es bleibt dann aber auch bei einem - maximal zwei Fotos, dann ziehe ich mich wieder aus dem Geschehen zurück und zeige auch freundlich, dass ich jetzt alleine weitermachen möchte. Das verstehen Kinder auch. Und ja: manchmal lass ich auch drei oder vier Fotos schießen. ;-)

 

Spätestens jetzt ist das Vertrauen hergestellt und ich kann mich im Anschluss völlig frei und auch nah um die Kindern bewegen und so Szenen direkt im Spiel oder beim Entdecken festhalten - aus beliebigen Perspektiven.

Kinder-Fotos: Schmeckt die Blume?
Vertrauen schaffen: nach 10 Minuten konnte ich mich frei bewegen. Die Süße war völlig damit beschäftigt, den Geschmack von Blumen zu probieren.

Tipp 4: Auf Augenhöhe gehen

Kennst Du das: in der Verwandtschaft hat ein Onkel, ein Cousin oder der Opa eine sehr teure Kamera mit womöglich noch teureren Objektiven dabei und hält damit sämtliche Familien-Events in Bildern fest. Viele der finalen Fotos sehen aber irgendwie amateurhaft aus. Doch woran liegt das?

 

Oft fotografieren die Amateure direkt aus dem Stand - und zwar genau von dort wo sie ein Motiv entdecken. Das kann zufällig gut gehen, besser wäre es aber, beispielsweise das Umfeld einzubeziehen, wenn es etwas zur Bildgeschichte beitragen kann  - oder eben bewusst nicht einzubeziehen, wenn es stört.

 

Um tolle Fotos von Kindern zu schießen, ist der entscheidende Trick: geh auf die selbe Höhe. Und das bedeutet "runter". Damit siehst Du die Welt aus dem Blickwinkel der Kinder und die Fotos wirken dann auch "mitten im Geschehen". Fotografierst Du dagegen im stehen, dann wirken die Fotos meist von oben herab. Und das sieht (meistens jedenfalls) distanziert aus und gibt den Fotos den gestalterischen Look "Amateur". Also: Geh auf die Knie, in die Hocke, setze Dich dazu. Das ist zwar anstrengend, die besseren Ergebnisse sind dafür absolut lohnenswert.

Noch ein paar Worte zum Objektiv

Ich liebe es, wenn ich durch eine entsprechende Blende und Brennweite bei Beobachterfotos nur die Kinder im Schärfebereich habe. Vielleicht hast Du Dich schon etwas mit Blende und Brennweite beschäftigt. Damit kannst Du die Tiefenschärfe steuern.

 

Als Allrounder gibt es für die meisten System- und Spiegelreflexkameras günstige (unter 200,- EUR) aber meist hervorragende 50mm oder 35mm Objektiv mit einer maximalen Offenblende von f1.8 oder f2.0. Das sind keine Zoom-Objektive sondern sogenannte Festbrennweiten. Durch die große Offenblende kannst Du geschickt das Objekt (in dem Fall Kinder) vom  Hintergrund freistellen. Der "Zoom" sind Deine Füße, indem Du näher ans Geschehen dran gehst oder mehr Abstand nimmst.

 

Vorteil: für geringes Budget bekommst Du den Foto-Look teurer Profi-Kameras auch mit günstigen Spiegelreflex- und Systemkameras hin.

 

Einige Objektive, die für Dich passen könnten:

  • Für Vollformatkameras nutze ein 50mm Objektiv mit einer Offenblende ab f2.8
    (z. B. Sony SEL-50F18F, Nikon AF-S NIKKOR 50, Canon EF 50mm F1.8 STM)
  • Für APS-C Kameras gibt es 35mm oder 40mm Objektiv mit einer Offenblende von mindestens f2.0
    (z. B. Nikon AF-S DX Nikkor 35mm 1:1,8G, Sony SEL-35F18, Canon EF 35mm F2 IS USM)
  • Für Kameras mit MFT (Micro Four Thirds) Sensor ist das Equivalent eine 25mm Brennweite mit Blende ab f1.8
    (z. B. Panasonic H-H025E LUMIX G, Olympus M.ZUIKO DIGITAL 25mm 1:1.8)

Das folgende Foto wurde zwar mit einer Profi-Systemkamera geschossen, eine sehr ähnliche Bildwirkung erhältst Du  beispielsweise mit einer Nikon der 3000er Serie und dem angeschlossenen AF-S NIKKOR 50mm Objektiv für 149,- EUR.

Kinder-Foto mit Lichtstarke Standardbrennweite fotografiert.
Kinder-Foto aufgenommen mit Fujifilm X-T3 und Fujinon 56mm f1.2 Objektiv bei offener Blende.